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Dialekte und regionale Kultur » Dialekt und regionale Kultur » Bairisch, Fränkisch, Schwäbisch

Dialekte in Bayern: Bairisch, Fränkisch, Schwäbisch u. a.

Fränkisch und angrenzende Varietäten

Rheinfränkisch ist nur im westlichen Unterfranken, und zwar in der Gegend zwischen Miltenberg und Alzenau, sowie in der Rhön verbreitet. Die dortigen Mundarten ähneln dem Hessischen Frankfurts stärker als dem Unter-Ostfränkischen Würzburgs. Der Kamm des Spessarts […] bildet auch die Grenze zwischen dem rheinfränkischen und dem ostfränkischen Dialekt. Sie wird definiert durch die „Appel/Apfel”-Linie, die das Mitteldeutsche vom Oberdeutschen scheidet. Zahlreiche weitere Unterschiede der beiden Dialekte grenzen hier unmittelbar aneinander. Die Grenzlinien bilden ein „Bündel”, was zu einer besonders deutlichen Differenz zwischen westlichen und östlichen Mundarten führt. So lautet der mhd. Diphthong <ei> in den Wörtern „Kleid” und „breit” im Westen [a:] „Klaad”, „braat”, im Osten [ä:] „Klääd”, „bräät”. Der Infinitiv der Verben weist im Westen die Endung -e auf: „aisch will schloofe”, im Osten ist er endungslos: „i will schloof”.

Quelle: Alfred Klepsch, Fränkische Dialekte, publiziert am 19.10.2009; in: Historisches Lexikon Bayerns

„Das Unterostfränkische weist einige Besonderheiten auf, die in keinem der anderen Dialekte Frankens vorkommen. Hierzu gehört, dass standarddeutsch /e/ und /ä/ meist als a gesprochen wird: Kaas „Käse“, Barg „Berg“. Auffällig ist eine grammatikalische Eigenart. Verben besitzen im Infinitiv keine Endung. Beispielsweise lautet „anziehen“ im Infinitiv ooziach. Das Unterostfränkische ist im Bezirk Unterfranken, im Coburger Land und im südlichen Thüringen verbreitet. Das Coburgische ist eine Übergangsmundart zwischen Unter- und Oberostfränkisch und weist dazu einige thüringische Merkmale auf.“

Quelle: Fränkisches Wörterbuch (WBF). Untersuchungsgebiet. Dialekte in Franken.

Als „Oberostfränkisch“ werden die Mundarten des größten Teils von Oberfranken (mit Ausnahme von Coburg) und des Westens von Mittelfranken bezeichnet. Die Grenze zum Unterostfränkischen wird durch die sogenannte Steigerwaldschranke gebildet. Von besonderer Bedeutung ist das fränkisch-bairische Übergangsgebiet östlich und südlich von Nürnberg. Hier gehen das Oberostfränkische und das Nordbairische schrittweise ineinander über, sodass nordbairische Merkmale auch in Mittel- und Oberfranken vorzufinden sind. Im Osten des Oberostfränkischen kommt es zu einer dentalen bis interdentalen Artikulation des Konsonanten <l>. Das heißt, das <l> wird mit der Zunge zwischen den Zähnen gesprochen. Auch die häufige Verwendung der Diminutivform -la (Beispiel: „Schäufela“) kann in diesem Zusammenhang genannt werden.

Quellen: Klepsch, 2009. Jenetzky, 2015, S. 149–152; Wagner, 1987, S. 36, 38–40, 50

Das im nördlichen Teil des oberfränkischen Landkreises Kronach, in der Gegend um Ludwigstadt, gesprochene Thüringisch ist ein mitteldeutscher Dialekt. Es ähnelt dem (Ober-)Sächsischen. Mit dem (Ost-)Fränkischen gemein hat es die lenisierte (weiche) Aussprache der Plosive p, t, k als b, d, g; es unterscheidet sich von diesem aber dadurch, dass statt -pf- („Apfel“) -bb- gesprochen wird („Abbel“).

Quelle: Fränkisches Wörterbuch (WBF). Untersuchungsgebiet. Dialekte in Franken.

Bairisch

Geographisch gesehen umfasst das Nordbairische den Regierungsbezirk Oberpfalz sowie einige angrenzende Teile Ober- und Mittelfrankens (um Weißenburg, Wunsiedel und Selb), des nördlichen Niederbayerns, der nördlichsten Ecke Oberbayerns und des Egerlandes, kurzum im Großen und Ganzen die Fläche des mittelalterlichen Nordgaus. Die beiden charakteristischsten Merkmale des Nordbairischen sind die sogenannten gestürzten Diphthonge ej und ou, wie etwa in „Brejf“ (‚Brief’) und „Woud“ (‚Wut’). Prägend ist auch die Beibehaltung des postvokalen Konsonanten <l> in allen Stellungen, wie dies in „Göld“ (‚Geld’) der Fall ist.

Das Übergangsgebiet zwischen dem Mittelbairischen und dem eigentlichen Nordbairischen ist als „Nordmittelbairisch“ geläufig. Dabei handelt es sich um einen Keil, der sich nach Osten öffnet und dessen Ecken sich in etwa mit den Orten Neustadt/Donau, Schönsee und Zwiesel markieren lassen. Das eigentliche Nordbairische unterscheidet sich zum Teil erheblich vom Nordmittelbairischen, und zwar vor allem in Bezug auf die Diphthonge ia und ua, wie zum Beispiel in „Kian“ (‚Kette’) und „Luach“ (‚Loch’).

Quellen: Zehetner, 1985, S. 63–66; Wildfeuer, 2015, S. 110.

Mittelbairisch wird hauptsächlich im größten Teil von Niederbayern, in Oberbayern (außer im Werdenfelser Land), im Süden der Oberpfalz, im salzburgischen Flachgau, in Oberösterreich, in Niederösterreich und in Wien gesprochen. Die Obersteiermark und das Burgenland bilden das südmittelbairische Übergangsgebiet. Das Verbreitungsgebiet des Mittelbairischen beinhaltet somit im Großen und Ganzen den Isar-Donau-Raum entlang der Achse München-Wien, das heißt das Gebiet vom Lech bis zur slowakischen Grenze (bei Preßburg), vom Alpenrand bis südlich der Donau bei Regensburg und im östlichen Bayerischen Wald, etwa von Straubing flussabwärts.

Das Hauptmerkmal dieses Dialekts ist die l-Vokalisierung, zum Beispiel „wollen“ > „woin“, „viel“ > „vui“. Ein weiterer wesentlicher Unterschied zum Nordbairischen besteht in den Diphthongen ia und ua (im Gegensatz zu ej und ou) wie z. B. in „Briaf“ (‚Brief’) und „Wuad“ (‚Wut’).

Quellen: Wildfeuer, 2015, S. 108–110; Zehetner, 1985, S. 60

Das Kerngebiet des […] Südbairischen liegt außerhalb Bayerns, und zwar in Tirol und Kärnten. Typisch sind hier der Erhalt der Affrikate (verbundene Verschluss- und Reibelaute) in „Kchua” ‘Kuh’ und die Unterscheidung von d- und t- im Wortanlaut („do” 'hier', „tuat” '[er] tut'). Mittelbairische Ausspracheneuerungen wie die Vokalisierung von l zu i und r zu a setzten sich hier nicht durch. In Bayern werden nur im Werdenfelser Land (Lkr. Garmisch-Partenkirchen) Dialekte gesprochen, die als eindeutig südbairisch klassifiziert werden.

Quelle: Anthony Rowley, Bairische Dialekte, publiziert am 26.04.2010, in: Historisches Lexikon Bayerns.

Schwäbisch-Alemannisch

Der schwäbische Dialekt wird vor allem in Baden-Württemberg gesprochen, sein östlicher Teil liegt aber im bayerischen Regierungsbezirk Schwaben. Als Eigenschaften des Ostschwäbischen können genannt werden:

  • im Norden eine sehr weiche Aussprache von p und t, keine Unterscheidung von b und p, d und t, genauso wie im Fränkischen,
  • im Süden und im Lechrain sehr harte k- und hintere ch-Laute wie in Tirol,
  • im größten Teil des Gebietes oi (z. B. „Goiß”) für mhd. ei im Gegensatz zum angrenzenden bairischen oa (z. B. „Goaß”).

Zum bairischen Sprachraum hin bildet der Lech nördlich von Augsburg eine klare Sprachgrenze, während südlich davon ein fließender, stufenweiser Übergang vorliegt.

Quellen : Werner König, Alemannisch-Schwäbische Dialekte in Bayern, publiziert am 06.12.2010; in: Historisches Lexikon Bayerns; Scheule-Walter, 2015, S. 193-197; König/Renn, 2017.

Im heutigen Bayern ist nur der südöstlichste Zipfel Bayerisch-Schwabens mit dem West- und Oberallgäu sowie dem Bodenseegebiet alemannisch. Ein Kennzeichen des Niederalemannischen im Ostallgäu ist „iis” für „Eis” und „huus” für „Haus”.

Quelle: Werner König, Alemannisch-Schwäbische Dialekte in Bayern, publiziert am 06.12.2010; in: Historisches Lexikon Bayerns